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Bestattungskultur

Von Grabsteinen mit QR-Codes und Fan-Friedhöfen

Der Künstler Thomas Brenner, Propst Dr. Klaus-Volker Schütz und der Galerist Dr. Christian Vahl

Mit diesem Thema wird jeder irgendwann konfrontiert: Tod, Trauer, Bestattung. Gerne schiebt man es aus dem eigenen Leben fort. Aber wird dieses Thema einmal offen angesprochen, ist die Aufmerksamkeit groß, gibt es viele Fragen. Einer, der sich schon seit Jahren mit der Bestattungskultur beschäftigt, ist Dr. Klaus-Volker Schütz, evangelischer Pfarrer, Pastoralpsychologe und Propst für Rheinhessen und Nassauer Land.

Die Galerie „Mainzer Kunst Galerie“ bot jetzt mit der Ausstellung „Letzte Inszenierungen“ des Fotografen Thomas Brenner einen außergewöhnlichen Rahmen für einen Vortrag des Theologen Schütz unter dem Titel „Die schöne Leich’ – Bestattungskultur im Wandel“. 

Die Zeichen stehen auf Aufbruch

Seinem aufmerksam zuhörenden Publikum gab der Propst einen ebenso informativen wie unterhaltsamen Überblick über alte wie neue Bestattungsformen. Er berichtete vom Bau der ersten Krematorien im Deutschen Kaiserreich Ende der 1870er Jahre, aber auch vom aktuellen Trend aufwändig gestalteter Trauer-Websites im Internet, von privaten Friedhöfen für Fußballfans und von QR-Codes auf Grabsteinen: „Die Zeichen im früher reglementierten deutschen Bestattungswesen stehen auf Aufbruch. Man schafft sich neue Orte, an denen getrauert wird“. Von einem Niedergang der Bestattungskultur wolle er daher nicht sprechen, sondern vielmehr von einem Wandel.  

Allerdings machte Schütz unmissverständlich deutlich, dass aus theologischer Sicht der Umgang mit Sterben und Tod, der Umgang mit Friedhof und Bestattung nicht nur ein individuelles Bedürfnis sei, sondern auch eine Gemeinschaftsaufgabe: „Nach christlichem Verständnis gehören wir nicht allein uns selbst“, so der Propst, “Das von Gott geschenkte, unverwechselbare und einmalige Leben jedes Menschen geht nach unserem Bekenntnis auch im Tod nicht verloren“. Aus diesem Grunde, so Schütz, setzten sich alle Kirchen dafür ein, dass der Trend zur anonymen Bestattung, der in den vergangenen Jahren stark zugenommen habe, nicht weiter verstärkt werde. „In der Gemeindearbeit, in der Seelsorge, in den Gottesdiensten und in persönlichen Begegnungen, möchten wir den Menschen vermitteln“, so der Theologe, „dass alle, ohne Ansehen der Person, von Gott gleich geachtet sind und auch im Tode nicht vergessen werden“. Aus diesem Grunde stehe die Kirche Bestattungsformen wie der Verstreuung der Totenasche kritisch gegenüber, weil diese dazu führten, dass kein Ort der Erinnerung bleibe. Schließlich sei die Stärke des christlichen Glaubens eine Gedenk- und Erinnerungskultur, „die den Menschen als Ebenbild des lebendigen Gottes im Gedächtnis behält“.

Für den Erhalt des öffentlichen Friedhofes

Ausdrücklich machte sich der Theologe außerdem für den Erhalt des öffentlichen Friedhofes als sichtbaren Ort des Totengedenkens stark, nicht zuletzt weil dieser den Trauernden ein privat nicht einschränkbares Zugangsrecht zum Grab biete. Für manche Schwierigkeiten, denen sich Familienangehörige von Verstorbenen heute gegenüber sehen, bot Schütz Lösungswege an: „Wenn der Kostenfaktor Menschen daran hindert, eine Trauerhalle für den Gottesdienst zu mieten, könnte ein Trauergottesdienst nicht auch in einer Kirche stattfinden? Wenn Angehörige, wie es leider immer öfter passiert, vom Arbeitgeber für eine Bestattung keinen freien Tag bekommen, könnten Beerdigungen nicht auch am Samstag möglich sein?“ Der Blick in die Geschichte zeige, dass die Bestattungskultur schon immer einem beständigen Wandel unterworfen war: „Traditionen werden aufgegeben, neue Ausdrucksformen entstehen. Dafür wollen wir offen sein“. 


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