Verschwörungsideologien
Verschwörungs-Ideologien: Was man dagegen tun kann
In der Corona-Pandemie sind Verschwörungsideologien besonders in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Im Internet, auf der Straße, im Freundes-, Familien- und Bekanntenkreis begegnen sie vielfach. Eine neue Broschüre der evangelischen Zentren Oekumene (Frankfurt) und Gesellschaftliche Verantwortung (Mainz) gibt nun praktische Tipps zum Umgang mit Verschwörungsideologien, zeigt Hintergründe und theologische Perspektiven auf und trägt dazu bei, in der aufgeheizten Debatte sprach- und handlungsfähig zu bleiben. Sie ist ab sofort auch online verfügbar.
Jung: Differenziert wahrnehmen, was geschieht
„Als evangelische Kirche treten wir dafür ein, differenziert und reflektiert wahrzunehmen, was in unserer Gesellschaft geschieht, und sich über Meinungen verantwortungsbewusst auseinanderzusetzen. Dabei setzen wir uns dafür ein, den Blick derer einzunehmen, die am Rand stehen oder ausgeschlossen werden. So widersprechen wir jeglicher Form von Rassismus, Antisemitismus, Fundamentalismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“, so der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung.
Hofmann: Stellung in der Gesellschaft beziehen
Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, sieht darüber hinaus die Notwendigkeit, deutlich Stellung zu beziehen. Denn „wenn Grenzen überschritten werden und „alternative Wahrheiten“ und Sündenbockmentalitäten als Grundlage für Verschwörungsideologien dienen, gehen Vertrauen und Mitmenschlichkeit, die Grundpfeiler unserer Gesellschaft, verloren“.
Verschwörungsideologien können tödlich sein
Das wurde auch in der jüngsten Vergangenheit deutlich. Am 19. Februar jährte sich das rassistische Attentat von Hanau. Brutale Gewalttaten wie diese, die Ermordung des Politikers Walter Lübcke und der Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 zeigen, wie real und potenziell tödlich die Gefahr von Verschwörungsideologien ist. „In den genannten Fällen spielt die Verschwörungserzählung vom sogenannten „großen Austausch“ eine wichtige Rolle. Sie behauptet im Kern einen durch Juden orchestrierten Plan, die europäische Bevölkerung durch muslimische und andere als „fremd“ markierte Einwanderer*innen „auszutauschen.
Alle drei Attentäter nahmen diese verschwörungsideologische Behauptung so in sich auf, dass sie sich in einer Situation der „Notwehr“ wähnten, um ein rassistisch ausgrenzend definiertes, homogenes „deutsches Volk“ vermeintlich zu verteidigen und zu retten. Der „teuflische Plan“ musste aus ihrer Sicht gestoppt werden“, so die Autoren der Broschüre. Deshalb sei es wichtig, Verschwörungserzählungen ernst zu nehmen. Wer dabei an die eigenen Grenzen stoße, finde in der Broschüre tröstliche und mutmachende biblische Aussagen sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote, so die Autoren weiter.
Praktische Hinweise
Die kostenlose Broschüre kann in gedruckter Form bei den Zentren bestellt oder auf den Internetseiten www.zentrum-oekumene.de oder www.zgv.info heruntergeladen werden.
Direkter Download der neuen Broschüre:
Broschüre "Verschwörungsideologien: Definitionen, Hintergründe, Praxistipps (PDF)
Die Autoren der Handreichung:
Pfarrer Oliver Koch, Referent für Weltanschauungsfragen im Zentrum Oekumene, koch@zentrum-oekumene.de
Matthias Blöser, Referent Demokratie Stärken, Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung, m.bloeser@zgv.info