Reaktionen aus der Region zur Wahl der neuen Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land
„Mit Henriette Crüwell können wir zuversichtlich in die Zukunft gehen“
Die Propstei Rheinhessen und Nassauer Land wird ab Sommer 2022 das erste Mal eine Pröpstin haben. Denn die 12. EKHN-Synode wählte auf ihrer digital abgehaltenen 13. Tagung am 24. November die Offenbacher Pfarrerin Henriette Crüwell in dieses Amt, das in anderen Landeskirchen mit einer „Regionalbischöfin“ vergleichbar ist. Die 50 Jahre alte Theologin wird damit Nachfolgerin von Propst Dr. Klaus-Volker Schütz, der zum 31. August 2022 nach über 20-jährigem Dienst in den Ruhestand geht. Die Wahl war außergewöhnlich spannend, machten doch beide von der Kirchenleitung vorgeschlagenen Kandidatinnen – neben Henriette Crüwell hatte sich auch die Wiesbadener Pfarrerin Ursula Kuhn um dieses Amt beworben – bei ihrer Vorstellung einen exzellenten Eindruck. Weil den EKHN-Synodalen nach dieser gelungenen Präsentation die Wahl anscheinend zunächst schwerfiel, schloss sich an die Vorstellungsreden eine außergewöhnlich lange Befragung durch die Synodalen an, bei denen diese um eine Stellungnahme der Kandidatinnen zu Themen wie Ökumene, Zukunftsprozess ekhn2030 und zu ihren Vorstellungen von ihrer zukünftigen Rolle als Pröpstin gebeten wurde. Um so überraschender war dann, dass das Wahlergebnis sehr deutlich zugunsten von Henriette Crüwell ausfiel: von den 119 abgegebenen gültigen Stimmen fielen 86 auf die gebürtige Offenbacherin
„Ich möchte Haupt- und Ehrenamtlichen beistehen“
In ihrer Vorstellungsrede betonte Henriette Crüwell, dass sie als Pröpstin dafür sorgen möchte, „dass wir die Freude am Glauben, die Freude daran in bunter Vielfalt gemeinsam Kirche zu sein, über all‘ die Veränderungen der kommenden Jahre behalten.“ Telefonisch wie mit dem Auto habe sie Rheinhessen und das Nassauer Land erkundet und dabei gelernt, „wie lebendig in Rheinhessen noch die volkskirchlichen Strukturen sind und dass man im Nassauer Land in Nachbarschaften dachte, als wir anderen das noch nicht in Zusammenhang brachten.“ Außerdem sei es eines ihrer Herzensanliegen „die Fragen, Ideen und Probleme der Menschen vor Ort auch und ganz besonders in Krisenzeiten im Blick zu behalten und in die Kirchenleitung einzubringen und ich möchte dafür Sorge tragen, dass die Entscheidungen der Gesamtkirche gut und transparent in die Regionen kommuniziert werden.“ Kommunikation sei in den nächsten Jahren wichtiger denn je. „Die vor uns liegenden Veränderungen bringen schon jetzt alle Beteiligten an ihre Grenzen, bei der Ordination versprechen die Pröpstinnen und Pröpste den Kolleginnen und Kollegen, ihnen im Namen der Kirche beizustehen. Ich möchte, dass dieses Versprechen, den Haupt- und Ehrenamtlichen beizustehen, gilt.“
Multi-konfessionell geprägt – zur Person von Henriette Crüwell
Katholisch erzogen war der 1971 in Offenbach geborenen jungen Frau der Weg in das von ihr angestrebte Pfarramt zunächst versperrt. So absolvierte sie zunächst ein Jurastudium, arbeitete als Juristin, heiratete und begann in ihrer dritten Elternzeit ein Studium der Philosophie und Katholischen Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. 2006 wurde sie in Bonn zur ersten gewählten Pfarrerin bei den Alt-Katholiken gewählt. Doch mit der Zeit, erinnert sich Henriette Crüwell, begann sie mit der auch in der Altkatholischen Kirche üblichen Unterscheidung zwischen Klerus und Laien zu fremdeln. „Das war nicht meine Überzeugung“, berichtet Henriette Crüwell rückblickend. Durch ihr Engagement im Vorstand der ACK und beim Evangelischen Kirchentag lernte sie eine Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche im Rheinland kennen, die spontan sagte: „Henriette, komm zu uns!“ Doch die junge Pfarrerin hegte Zweifel, deshalb schickte sie ihre Gesprächspartnerin auf eine Reise quer durch’s Rheinland, wo sie die ganze Vielfalt evangelischer Frömmigkeit kennen und als große geistliche Stärke schätzen lernte. „Ich verstand immer mehr“, erinnert sich Henriette Crüvell, „dass ich tatsächlich lutherisch feierte, reformiert dachte und meine Haltung im Grunde schon längst uniert war.“ So wechselte sie als Gemeindepfarrerin im Probedienst in die Evangelische Kirche im Rheinland. Ab dem Jahr 2014 arbeitete Crüwell in Hessen-Nassau als Pfarrerin – zunächst an der jugend-kultur-kirche sankt peter in Frankfurt. Seit 2016 ist sie Pfarrerin an der Friedenskirche in Offenbach, wo sie auch Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ist. In der EKHN ist die Lehrpfarrerin Ansprechperson im Sonderübernahmeverfahren und Beisitzerin im Kirchlichen Verfassungs- und Verwaltungsgericht.
„Mit ihrem ökumenischen Hintergrund passt sie perfekt in die Gegend“
In der Region freut sich der Dekan des Dekanats Ingelheim-Oppenheim, Pfarrer Olliver Zobel darüber, dass mit Pfarrerin Crüwell aus Offenbach eine Pröpstin gefunden wurde, der die Vermittlung von Hoffnung zentral am Herzen liege: „Mit dieser Grundhaltung wird sie uns dabei helfen, die herausfordernden Prozesse im Rahmen von ekhn2030 und die anstehenden Umbrüche durch die hohen Ruhestandzahlen zu bewältigen.“ Gerne möchte er sie dabei unterstützen, Rheinhessen mit seinen Schönheiten und Eigenheiten kennen zu lernen und lädt sie jetzt schon zur geplanten Feier des Unionsjubiläums ein. „Mit ihrem ökumenischen Hintergrund“, so Dekan Zobel, „passt Henriette Crüwell außerdem perfekt in diese Gegend.“ Und auch der Dekan des Dekanats Mainz gratuliert Henriette Crüwell herzlich zu ihrer Wahl: „Gerade in Zeiten von Umstrukturierung und Einsparauflagen brauchen wir eine profilierte Theologin mit Erfahrungen in der Gemeindearbeit, die rheinland-pfälzische Interessen in der Kirchenleitung vertritt. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit hier in Mainz.“
„Sie wird Gemeinden und Menschen eine große Stütze sein“
Der Präses des Dekanats Worms-Wonnegau, Alexander Ebert, der Henriette Crüwell persönlich kennt, zeigte sich begeistert von der Wahl: „Über die Wahl von Frau Crüwell freue ich mich sehr, denn ich finde eine Pröpstin mit einer solch bunten Biografie klasse. Mit ihrer kommunikativen, offenen und freundlichen Art wird sie für die Gemeinden und die Menschen in Rheinhessen und dem Nassauer Land eine große Stütze sein. Auf das Projekt ekhn2030 schauend, welches Frau Crüwell als eine Art Reformation bezeichnet, halte ich sie im Amt der Pröpstin an der richtigen Stelle. Denn gegenwärtig wissen wir noch nicht, wie Kirche in Zukunft aussehen wird; wir werden Vieles ausprobieren müssen – hier wird Frau Crüwells vielseitige Erfahrung sicher hilfreich sein. Insofern bin ich davon überzeugt, dass wir als ehren- und hauptamtlich Leitende in den Dekanaten mit Frau Crüwell zuversichtlich in die Zukunft gehen können.“ Auch die Dekanin des Dekanats Alzey-Wöllstein, Pfarrerin Susanne Schmuck-Schätzel, freut sich auf eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der neuen Pröpstin: „Mit Pfarrerin Henriette Crüwell wurde eine Person gewählt, die die Region in Zukunft gut vertreten wird. Sicherlich wird Sie sich schnell einleben und die Menschen hier im Südwesten der EKHN schnell kennen und lieben lernen. Im Namen des Evangelischen Dekanats Alzey-Wöllstein heiße ich Pfarrerin Henriette Crüwell herzlich in Ihrer neuen Heimat willkommen.“ Propstei-Sprecher Frank Puchtler aus Oberneisen (Dekanat Nassauer Land) dankte den beiden Bewerberinnen für ihre Kandidatur und deren beeindruckende Präsentation. Der künftigen Pröpstin Crüwell gratulierte Puchtler, wünschte ihr Gottes Segen und hofft auf eine gute Zusammenarbeit. „Wir hatten zwei sehr gute Kandidatinnen“, kommentierte ebenso die Landessynodale aus dem Nassauer Land, Pfarrerin Yvonne Fischer (Lahnstein), und freut sich auf die Zusammenarbeit im kommenden Jahr: „Frau Crüwell hat eine sehr offene Art, einen spannenden Lebenslauf und einen sehr breiten theologischen Horizont“.