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Südwestdeutsche Medientage

Kirchenpräsident: Demokratie braucht Qualitätsjournalismus

Kirchenpräsident Jung spricht: Vorstellungsrede bei der EKD-Synode in Bremen

Kirchenpräsident Jung spricht: Vorstellungsrede bei der EKD-Synode in Bremen

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat öffentlich-rechtlich verantwortete Nachrichtenplattformen im Internet angeregt. Durch die digitalen Medien seien die Menschen manipulierbarer geworden als früher, sagte Jung am Freitag auf den Südwestdeutschen Medientagen im pfälzischen Landau. Langfristig werde dadurch die Demokratie gefährdet.

Der Kommunikationsraum Internet müsse stärker reguliert werden, forderte Jung, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik ist. Ethische Regeln für die Kommunikation im Internet seien jedoch nur sinnvoll, wenn sie global gelten. Keinesfalls dürfe die Kontrolle im Netz den digitalen Monopolisten überlassen werden.

Trennung zwischen Medienmacher- und Nutzer verschwimmt

Der klassische Journalismus habe seine Funktion als Türwächter, der Informationen bewertet und dann verbreitet, verloren, sagte Jung. Durch das Internet verschwimme die Trennung zwischen Medienmachern und Mediennutzern. Jeder könne jederzeit ungeprüfte Informationen konsumieren und verbreiten.

Qualitätsjournalismus muss investigativ recherchieren

Dem Qualitätsjournalismus kommt deshalb nach Jungs Ansicht verstärkt die Aufgabe zu, Informationen zu bewerten und investigativ zu recherchieren. Dieser Journalismus bedürfe eines klaren und transparenten Kommunikationsprozesses im Internet. Für eine differenzierte und ausgewogene Berichterstattung im Netz seien Plattformen nach dem Vorbild des öffentlich-rechtlichen Rundfunks besonders geeignet, weil sie unabhängiger von ökonomischem Druck seien als private Anbieter.

Die Masse an Informationen bewältigen: Ethik der Mediennutzung nötig

Jung rief die Mediennutzer dazu auf, ihre eigene Kommunikationsstrategie kritisch zu hinterfragen. Das Internet sei mittlerweile für viele Menschen Teil des eigenen Lebens geworden. Deshalb sei für den Einzelnen eine Ethik der Mediennutzung nötig, um die Flut von Informationen differenzieren und einordnen zu können. Die Kirche liefere dazu einen Beitrag, indem sie im Religionsunterricht den verantwortlichen Umgang mit den digitalen Möglichkeiten zum Thema mache.

Kostenlose journalistische Angebote sind Irrweg

Der pfälzische Bezirksvorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes, Ilja Tüchter, forderte auf den Medientagen die Verlage auf, keine kostenlosen journalistischen Angebote im Internet zu verbreiten. Das Internet schade den Printmedien in zweierlei Hinsicht, sagte der «Rheinpfalz»-Politikredakteur. Zum einen gewöhnten sich immer mehr Leser an Gratisinformation und lebten in dem Trugschluss, das Netz könne ihnen alle Inhalte bieten, die sie brauchten. Zum anderen fließe „irrsinnig viel Geld“ aus den Werbeetats von den klassischen Medien zu Internetanbietern wie Google und Facebook.

Freie Presse heißt unabhängige Journalisten

Die Presse sei jedoch nur frei, wenn Journalisten von ihrer Arbeit leben könnten und die Verleger ihr Geld auch in Zukunft lieber in die Zeitung steckten als in die Börse, sagte Tüchter. Langfristig sinke die journalistische Qualität durch die Erlöskrise. Die Verlage stünden vor dem Problem, bei sinkenden Einnahmen in Technik und Personal investieren zu müssen, um die Qualität zu sichern.

 

Die dritten Südwestdeutschen Medientage in Landau standen unter dem Titel „Tempo! - Journalismus in der Beschleunigungsgesellschaft“. Veranstalter war die Evangelische Akademie der Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk, dem Saarländischen Rundfunk, dem Frank-Loeb-Institut der Universität Koblenz-Landau, der Universität des Saarlandes und dem Deutschen Journalistenverband.

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